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Onlinemarketing

Trends im Onlinemarketing

Interview mit Marcel P. Schmitt

Eine eigene Webseite ist mittlerweile Standard für Unternehmen. Mit sogenannten Baukastensystemen, die einfach strukturiert und kostengünstig sind, ist der Internetauftritt auch für Privatleute oder Kleinunternehmen erschwinglich geworden. Allerdings: die digitale Welt ist ständig in Bewegung. Um „up to date“ zu sein, sollte man den Webauftritt permanent aktualisieren.

Neben den technischen Entwicklungen sind es vor allem inhaltliche Trends, die eine Herausforderung darstellen. Denn eine schicke Webseite, die von den Suchmaschinen nicht gefunden wird, nützt niemandem. Wir fragen Marcel P. Schmitt, Inhaber und Gründer der mps.agency und Experte für Online Marketing und zeitgemäße Werbung zu den aktuellen Trends und Entwicklungen im digitalen Marketing:

Herr Schmitt, als Unternehmer braucht man heute ja unbedingt eine „Responsive Website“ – was ist das eigentlich?

Nun, „Responsive“ oder „Adaptive“, das bezeichnet die Anpassung einer Webseite an mobile Endgeräte, also Smartphones oder Tablets. Gefordert wird das ja schon seit einigen Jahren, weil die Nutzung des Internets auf Smartphones stetig zunimmt. Neu ist, dass Google seit Juli 2019 die mobile Version als Grundlage für die Bewertung einer Seite nutzt. Seiten, die optimal für mobile Nutzung angepasst sind, erscheinen also in den Suchergebnissen höher als Seiten, die auf dem Smartphone schlechter lesbar sind. Wir haben auch die Möglichkeit, eine rein mobile Seite zu programmieren, die automatisch bei Handynutzung geladen wird. Es reicht nämlich nicht, das Design automatisiert anzupassen. Eine mobile Webseite hat auch andere Schwerpunkte und andere Verknüpfungen. Zum Beispiel ist hier ein Routenplaner oder der direkte Link zur Telefonfunktion viel präsenter als bei der Desktopversion. Weil man genau das unterwegs braucht.

Stichwort „Voice Search“ – was hat es damit auf sich?

Smarthome-Geräte sind voll im Trend, Alexa & Co. werden immer beliebter. Aber auch auf Smartphones nimmt die Nutzung der Suche per Sprachbefehl deutlich zu. Dabei sind über 40% der Suchanfragen Wissensfragen – also alles, was mit Wie? Wo? Warum? usw. anfängt.

Was hat das für Auswirkungen auf die Inhalte einer Webseite?

Google „antwortet“ auf diese Fragen zunehmend mit erweiterten Ergebnissen in der Trefferliste. Webseiten werden dann bevorzugt als Treffer angezeigt, wenn sie genau die richtige Antwort auf die gestellte Frage beinhalten. Also reicht es nicht mehr, in der Suchmaschinenoptimierung möglichst viele passende Keywords zu verwenden – im Gegenteil, das würde sogar von Google abgestraft – gefragt sind echte Inhalte, Informationen und Antworten. Dazu braucht man als Unternehmen ein professionelles Content Marketing. Damit werden Inhalte der richtigen Zielgruppe so zur Verfügung gestellt, dass es natürlich letztendlich auch dem Unternehmen dient. Zum Beispiel können Blogartikel auf der Webseite dem Nutzer die Informationen liefern, die er sucht und ihn gleichzeitig das passende Angebot liefern. Sie kennen das ja, man sucht Informationen über Elektroroller und findet einen interessanten Artikel mit ausführlichen Testberichten…, der aber auf der Webseite eines Händlers steht oder geschickt dorthin verlinkt. Video ist dabei ein ganz wichtiges Medium!

Video?

Ja, seit einigen Jahren schon boomt die Videonutzung nicht nur in der Unterhaltung sondern auch bei der Informationsbeschaffung. Warum? Videos können Inhalte viel schneller vermitteln, weil Text UND Bild zusammenkommen. Wobei die Unterhaltung immer noch der größte Faktor ist, denn Videos sind im Gegensatz zum Text emotional. Das bietet viele Chancen, aber auch Risiken. Heutzutage kann jeder mit dem Handy ein kurzes Video machen, das kosten nicht viel. Aber nicht immer erreicht er damit sein Ziel. Auch hier: Technik ist nicht alles. Know-how, Expertenwissen, Experten-Erfahrung, das ist viel wichtiger. Man muss sich erst mal überlegen, wo man überhaupt hin will mit dem Video. Es ist ja toll, wenn der Profi hochmodernes Equipment verwendet, auch noch GoPros und Drohnen einsetzt. Noch toller ist es, auch eine strategische Beratung zu bekommen. Das man VOR dem Dreh erst mal gemeinsam überlegt, welches Filmgenre, welcher Stil überhaupt sinnvoll ist. Es gibt Imagevideos, Erklärfilme, Produktvideos, Reportagen und und und… Jede Form hat ihre Berechtigung – an der richtigen Stelle! Bei der Postproduction – bei Schnitt und Vertonung – merkt man dann schnell, ob Profis an Bord sind. Schauen Sie sich mal Kinowerbung vom Kleinstunternehmer um die Ecke an und dann einen Spot von BMW oder Audi – da liegen ja Welten dazwischen. Klar, bei den Spezialeffekten oder Animationen ist es eine Frage des Budgets, aber man kann auch mit geringeren Mitteln innovative Ideen umsetzen.

Auch in den sozialen Netzwerken werden Videos immer beliebter. Wie ist da die Entwicklung, ist Social Media noch im Aufwärtstrend?

Ja, Instagram, das ist ja ein reiner Bild- und Film-Kanal, hat tatsächlich in 2018 deutlich zugelegt. Das zeigt, dass Fotos und Videos für Marketing und Werbung unentbehrlich sind. Facebook hat in Deutschland ganz leicht verloren, ist aber immer noch DAS Social Media Netzwerk. Wir haben 32 Millionen aktive Nutzer, und das zu 91% auf Mobilgeräten. 23 Millionen Deutsche interagieren sogar täglich! Das zu ignorieren ist ein absolutes No-Go!

Wie kann ich Social Media als Unternehmer sinnvoll nutzen?

Strategisch. Und konsequent. Anders gesagt: der Plan ist die halbe Miete. Es bringt nichts, von Zeit zu Zeit einen Beitrag zu veröffentlichen, ein Foto zu posten oder einmal im Jahr ein Gewinnspiel rauszuhauen. Man muss seine Ziele und seine Zielgruppe klar definieren und die Beiträge dem anpassen. Das fängt schon bei der Wahl des Kanals an.

Man sollte also nicht auf allen Kanälen dieselben Inhalte veröffentlichen?

Auf keinen Fall. Jeder Kanal hat seine eigene Dynamik und wird unterschiedlich genutzt. Ein Facebook Auftritt muss ganz anders gestaltet werden als ein Instagram Account oder die Maßnahmen in einem Business-Kanal wie XING. Linkedin ist ideal für informatives Content-Marketing, aber für Branding eignet sich Instagram viel besser; es ist unterhaltsam und emotional. Wir beobachten auch Verschiebungen durch demografischen Wandel. Facebook hat vor allem jüngere Nutzer verloren, die sich offensichtlich auf Instagram wohler fühlen. Vielleicht auch, weil Sie dort nicht ihren Eltern begegnen. Im Ernst: Als Unternehmer sollte man sich beraten lassen, was genau für die Zielgruppe und das eigene Produkt wirklich zweckmäßig ist. Denn eine Social Media Kampagne, die nicht zum Erfolg führt, ist reine Zeitverschwendung.

Noch mal zurück zum Thema Webseiten… kann man überhaupt sagen, dass es DIE ideale Webseite gibt? Worauf muss ich da achten?

Nein, ganz sicher nicht. Technisch natürlich, ja. Da kommen auch ständig neue Updates von Google, wie Indexierung und Ranking aktuell beeinflusst werden. Alles andere muss eben individuell betrachtet werden. Deshalb finden wir ja Baukastensysteme für Unternehmen eher ungeeignet. Solche Systeme bieten schon einige moderne Möglichkeiten, aber sie haben eben auch Grenzen. Vor allem beim Thema Sicherheit und der Seiten-Performance. Und natürlich muss jedes Unternehmen individuell behandelt werden um sich optimal darzustellen. Die einfachste ist eben nicht immer die beste Lösung. Oder wie wir sagen: wer billig kauft, kauft zweimal.

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